Kriegskinder erzählen
Foto: Frederike HelwigRotraud Klein-Moquay - geboren 1938 in WustrowUnser Haus steht direkt am Wasser, mit Blick auf den Himmel und das Meer. Wir haben einen Schrebergarten, in dem mein Vater Obst und Gemüse anbaut. Als die Bomber kommen, sagt Vati, dass wir auf den Balkon gehen, weil er nicht will, dass wir in den Trümmern des Hauses sterben. Wir – meine Eltern, meine beiden Geschwister und ich – stehen alle zusammen, halten uns und schauen zu, wie die Bomber laut dröhnend auf uns zukommen. Weil die Piloten vom Sonnenlicht auf dem Meer geblendet sind, drehen sie ab und die Bomben fallen ins Meer.
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Kriegskinder erzählen
Diejenigen, die Ende der 1930er-, Anfang der 1940er-Jahre geboren wurden und während des Zweiten Weltkriegs aufwuchsen, sind heute in ihrem achten Lebensjahrzehnt. Die "Kriegskinder" schauen zurück, sprechen teilweise zum ersten Mal darüber, was sie geprägt hat: Bomben, Flucht, Angst, Hunger, Krankheit, Tod, verschwundene Väter, überforderte Mütter, aber auch die Sprachlosigkeit der Nachkriegszeit – Erinnerungen an den Krieg und dessen generationsübergreifende Folgen sollten vergessen werden.