Edelgard Clavey, 67 Jahre, geboren am 29. Juni 1936. Erstes Porträt am 5. Dezember 2003, gestorben am 4. Januar 2004 im Hamburger Hospiz im Helenenstift.
Edelgard Clavey war Chefsekretärin in der Psychiatrischen Uniklinik. Seit ihrer Scheidung Anfang der 80er Jahre lebt sie alleine. Kinder hat sie nicht. Von Jugend an engagierte sie sich in der evangelischen Kirche. Seit einigen Wochen kann sie ihr Bett nicht mehr verlassen. "Der Tod ist eine Lebensreifeprüfung. Die muss jeder Mensch für sich alleine bestehen", sagt Frau Clavey. "Ich wünsche mir so sehr, zu sterben. Ich möchte in das große, unglaubliche Licht eingehen. Aber Sterben ist ein ganz schweres Geschäft. Der Tod hat die Herrschaft, ich kann es nicht beeinflussen. Nur warten, warten, warten. Ich habe mein Leben bekommen, ich musste es leben und gebe es wieder hin. Ich habe immer hart gearbeitet, beinahe in einem diakonischen Sinne: Armut, Keuschheit, Gehorsam. Jetzt bin ich kein Leistungsfaktor mehr. Das tut mir unerträglich weh: Ich will nicht als Kostenfaktor auf dem Berliner Kadaverberg liegen. Ich möchte gehen, am liebsten sofort. Allzeit bereit, wie bei den Pfadfindern."