Neonazi-Aufmarsch in Würzburg stößt auf Proteste

Teilnehmer der Demonstration «Würzburg ist bunt» laufen am 14.03.2015 gemeinsam durch die Innenstadt von Würzburg (Bayern), um ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. Das Transparent halten unter anderem Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (über dem Buchstaben g) und der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster (über dem u in "bunt"). Foto: Daniel Peter/dpa (zu dpa/lby «Demo gegen Fremdenfeindlichkeit in Würzburg - tausende Teilnehmer» vom 15.03.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Neonazi-Aufmarsch in Würzburg stößt auf Proteste
Ein Neonazi-Aufmarsch am Sonntag in Würzburg ist bei Bürgern auf Protest gestoßen. Mehrere hundert Gegendemonstranten hatten laut Polizei zunächst versucht, die rechte Kundgebung zu verhindern. Einige von ihnen wollten sich den Neonazis am Hauptbahnhof in den Weg stellen, sie räumten aber später freiwillig den Platz.

Bereits am Samstag hatten bis zu 7.000 Menschen gegen die Neonazi-Kundgebung protestiert. Prominente Unterstützung erhielten sie dabei vom Kabarettisten Frank-Markus Barwasser als "Erwin Pelzig". Ein Bündnis von mehr als 130 Parteien, Organisationen, Gewerkschaften und Vereinen hatte dazu aufgerufen.

Am angekündigten Marsch nahm schließlich nach Angaben eines Polizeisprechers nur eine kleine Gruppe von Neonazis teil, die anlässlich des 70. Jahrestages der Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945 durch die Innenstadt ziehen wollte. Die Stadt hatte den Aufzug ursprünglich verboten, war damit aber vor dem Verwaltungsgericht gescheitert.

"Ich finde es unerträglich, wenn die geistigen Erben der Nazis die Toten des 16. März für ihre Propaganda missbrauchen", sagte Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) am Samstag bei der Abschlusskundgebung vor dem Dom. Die Toten des 16. März 1945 gehörten zu den Opfern der nationalsozialistischen Aggressionspolitik, unterstrich Schuchardt. Bei der Bombardierung Würzburgs durch die Royal Air Force vor 70 Jahren starben mindestens 5.000 Menschen. An den Protesten gegen den Nazi-Aufmarsch nahmen am Samstag laut Polizei 5.000, laut den Veranstaltern 7.000 Menschen teil.

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Kabarettist Barwasser kritisierte bei der Demonstration die Justiz, welche das von der Stadt verhängte Demonstrationsverbot wieder aufgehoben hatte. Die Aussage, "der Staat ist auf dem rechten Auge blind" sei "sehr ungerecht" gegenüber Blinden. "Ein Blinder sieht auf seine Weise sehr viel, auch wenn er nichts sieht. Unser Rechtsstaat hingegen sieht oft auch dann nichts, wenn er etwas sieht. Und das nennt man nicht Blindheit, sondern Blödheit", formulierte Barwassers Figur Pelzig.