Studie: Jeder zweite Kirchentagsbesucher sympathisiert mit Grünen

2. Ökumenischer Kirchentag mit Gottesdienst beendet

Foto: epd-bild / Norbert Neetz

Studie: Jeder zweite Kirchentagsbesucher sympathisiert mit Grünen
Für Kirchentagsbesucher ist das religiöse Interesse einer Studie zufolge der maßgebliche Grund für die Teilnahme.

Der Wunsch nach Gemeinschaft mit anderen Christen, die Entdeckung neuer Ideen für die eigene religiöse Praxis sowie Neugier auf das Glaubensfest seien die entscheidenden Beweggründe für die Teilnahme am Kirchentag, wie eine Studie von Religionssoziologen ergibt, deren Ergebnisse am Mittwoch bekannt wurden. Der 35. Deutsche Evangelische Kirchentag findet vom 3. bis 7. Juni in Stuttgart statt. Dazu werden rund 100.000 Dauerteilnehmer erwartet

Mehr zu Kirchentag Stuttgart 2015
Zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana am 14. September hat Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July im Namen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg Landesrabbiner Netanel Wurmser sowie der Repräsentanz der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW) in einem Brief Glück- und Segenswünsche übermittelt und ein "gutes und süßes Jahr 5776" gewünscht.
Trimum - interreligiöser Chor
Der Stuttgarter Chor Trimum besteht aus Christen, Muslimen und Juden. Gemeinsam machen sie Musik – und die Erfahrung, dass man dabei Neues lernen und Freundschaft schließen kann.

Zwei Dritteln der Besucher ist es laut Studie ebenfalls wichtig, beim Kirchentag an den aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussionen teilzunehmen. Darin werde deutlich, wie eng Politik und Kirchentag miteinander verwoben seien, heißt es. Eine große Rolle spielten vor allem Umweltthemen, "denn etwa die Hälfte aller Kirchentagsbesucher würde die Partei der Grünen wählen", erläutert der Leipziger Religionssoziologe Gert Pickel. Mit seinen Kollegen Yvonne Jaeckel und Alexander Yendell hatte er Besucher der Kirchentage in Dresden und Hamburg gefragt, an welche Veranstaltungen sie teilnehmen und was sie sich von künftigen Kirchentagen wünschen. Mit standardisierten Fragebögen wurden in Dresden 2.051 und in Hamburg 864 Kirchentagsbesucher nach ihren Motiven befragt.

Allerdings sei auch der Eventcharakter des Kirchentages ein Motiv zur Teilnahme, lautet ein weiterer Befund. Insbesondere für den Typ der "Jungen Neugierigen" spiele der Eventcharakter eine wichtige Rolle. Ein weiteres Ergebnis der Erhebung zeigt, dass Kirchentagsbesucher ein wesentlich höheres Vertrauen in andere Menschen besitzen als der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung. Dies liege daran, dass Kirchentagsbesucher überdurchschnittlich häufig in Kirchengruppen und anderen Freiwilligennetzwerken engagiert seien und von dort Hilfs- und Kooperationsbereitschaft kennen. "Das ist die Grundlage für sozial aktive Menschen, um Vertrauen zu anderen aufzubauen. Ein solches kollektives Vertrauen wiederum ist für den sozialen Kitt unserer Gesellschaft unerlässlich", sagte Pickel.

Buchhinweis

Gert Pickel, Yvonne Jaeckel und Alexander Yendell: Der Deutsche Evangelische Kirchentag - Religiöses Bekenntnis, politische Veranstaltung oder einfach nur ein Event? Eine empirische Studie zum Kirchentagsbesuch in Dresden und Hamburg. Nomas Verlag, Baden-Baden 2015. 29 Euro