Unwort des Jahres 2016 ist "Volksverräter"

"Unwort des Jahres" steht am 12.01.2016 in Darmstadt (Hessen) auf einer Leinwand.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Unwort des Jahres 2016 ist "Volksverräter"
Das Unwort des Jahres 2016 lautet "Volksverräter". Der Begriff sei ein typisches Erbe von Diktaturen, unter anderem der Nationalsozialisten, sagte die Jury-Sprecherin Nina Janich am Dienstag in Darmstadt. Als Vorwurf gegenüber Politikern sei das Wort diffamierend und würge die für die Demokratie notwendigen Diskussionen ab.

Eine unabhängige Jury aus Sprachwissenschaftlern und einem Publizisten hatte den Begriff aus 594 verschiedenen Vorschlägen ausgewählt, von denen rund 60 den Unwort-Kriterien entsprachen. Ein Großteil der Vorschläge habe sich gegen einen diffamierenden Sprachgebrauch im Themenfeld Migration und Flüchtlinge gerichtet, sagte Janich. Insgesamt gab es 1.064 Einsendungen. Im Vorjahr waren 1.644 Einsendungen mit 669 Vorschlägen eingegangen.

Das "Unwort des Jahres" wird seit 1991 von einer unabhängigen sprachkritischen Initiative gekürt. "Unwörter" waren zuletzt "Gutmensch" (2015), "Lügenpresse" (2014), "Sozialtourismus" (2013") und "Opfer-Abo" (2012).

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Die sprachkritische Aktion wurde 1991 von dem Frankfurter Germanistikprofessor Horst Dieter Schlosser initiiert. Die Aktion will den Blick auf Wörter und Formulierungen lenken, "die gegen sachliche Angemessenheit oder Humanität verstoßen" und dadurch die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern.