Wickert: Trend zur Banalisierung in den Medien

Wickert: Trend zur Banalisierung in den Medien
Ulrich Wickert sieht in den Medien eine Tendenz zu immer banalerer Berichterstattung. Statt inhaltlicher Vorstellungen stünden Äußerlichkeiten, wie etwa Anstecker, die ein Politiker am Anzug trägt, im medialen Interesse, sagte der frühere Tagesthemen-Moderator am Freitagabend beim Politischen Club der Evangelischen Akademie Tutzing. Die Neugier an der Figur wiege heutzutage mehr als Inhalte und Programme.

Fernsehsender und Zeitungen setzten auch wegen des gestiegenen Konkurrenzdrucks immer stärker auf Voyeurismus. Das Streben nach Exklusivmeldungen sei der Beginn der Banalisierung der Öffentlichkeit, sagte Wickert bei der Wochenendtagung zum Thema "Medien im Wandel - Medien in der Krise?".

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Der unverrückbare Maßstab für alle Formen des Journalismus müsse die Würde des Menschen sein, was von vornherein jeden "Appell an die niederen Instinkte des Menschen" oder die "Sensation um jeden Preis" ausschließe, forderte Wickert. Den Medien kommt dabei nach Überzeugung Wickerts eine zentrale Rolle für das demokratische Gemeinwesen zu. "Die Zukunft der Medien ist die Zukunft der Demokratie und umgekehrt", betonte der Autor und Journalist.

Die Medien müssten entscheiden, welchen Politikern und welchen populistischen Provokationen sie eine Plattform bieten. Allerdings komme auch den Konsumenten eine entscheidende Rolle zu. In Zeiten, in denen Algorithmen über die Präsenz eines Themas im Internet entscheiden, müsse der Nutzer sein mediales Konsumverhalten verantwortlich abwägen.