Bonhoeffers Großneffe kritisiert "Querdenker"

Dietrich Bonhoeffer im Hof des Wehrmachtsuntersuchungsgefängnisses von Berlin-Tegel im Sommer 1944.

© epd-bild / Gütersloher Verlagshaus

Dietrich Bonhoeffer schrieb das Lied "Von guten Mächten" in einer Gefängniszelle zum Silvesterfest 1944. Sein Großneffe wehrt sich gegen das Singen des Liedes bei "Querdenker"-Veranstaltungen.

Gegen Vereinnahmung von Lied
Bonhoeffers Großneffe kritisiert "Querdenker"
Der Großneffe von Dietrich Bonhoeffer hat das Singen des Lieds "Von guten Mächten" seines im KZ Flossenbürg hingerichteten Großonkels bei "Querdenker"-Veranstaltungen scharf kritisiert.

Die Nutzung tue ihm "körperlich weh", sagte Mathias Bonhoeffer dem "Spiegel" (Freitag, online). "Da kommt mir Max Liebermann in den Sinn: 'Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte'." Bonhoeffers Worte seien ein Baustein, der vereinnahmt werde.

Es sei in Ordnung, wenn Menschen gegen die Impfungen auf die Straße gingen, sagte der Großneffe des evangelischen Theologen, der im Widerstand gegen die Nationalsozialisten war. Aber er empfinde es als schlimm, "wenn Menschen auf die Straße gehen und sagen, das hier sei kein Rechtsstaat mehr. Diese Menschen glauben, sie müssten Widerstand leisten." Widerstand sei aber etwas anderes, als seine Meinung zu sagen, sagte der Kölner Pfarrer.

Der Pfarrer und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer gehört zu den prominentesten deutschen Theologen des 20. Jahrhunderts. Er beteiligte sich aus theologischen Gründen am Widerstand gegen die Nationalsozialisten und wurde am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet. Bonhoeffer schrieb das Lied "Von guten Mächten" in einer Gefängniszelle zum Weihnachtsfest 1944.

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Er war ein intelligenter Theologe, ein begnadeter Autor und vor allem ein aufrichtiger und geradliniger Christ: Dietrich Bonhoeffer, am 4. Februar 1906 in Breslau geboren und am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg erhängt.